Die Familienbegegnung


Ja, finanzielle Sachen. Nie hast du gezeigt, daß du mich liebst. Du hast mir kein Obdach gewährt, du hast mich nicht geküsst.
Monika bekam unerwartet die Einladung zur Hochzeit ihrer Schwester. Die Mädchen standen seit fünf Jahren nicht miteinander in Verbindung, und Monika meinte, daß das ein guter Moment sei, die Heimatgegend zu besuchen. Mit Freude schaute sie auf ihre jüngere Schwester, die das Ehegelöbnis und das sakramentale ‚Ja’ sagte. Eliza schien glücklich zu sein. Sie verwirklichte einen ihrer Träume. Während der Party langweilte sich Monika. Manche tantzen, andere führten Gespräche und sie ging unbemerkt auf den Balkon. Von hier aus hatte man eine herrliche Aussicht, die Monika genießen konnte und wollte. ‚Immer wolltest du auf diese Hügel schauen’. ‚Du hast mich erschreckt, Vati!’ ‚Wenn du dich langweilst, kannst du nach Hause zurückkehren. Ich meine, daß Muti und Eliza nichts dagegen haben. Und außerdem hast du deiner Schwester die Hochzeit versalzten, als du dich verspätet hast. ‚Ich habe die Hochzeit versalzen? Was sagst du da, Vati? Schau’ nur auf Eliza! Sie bemerkte nicht einmal, daß ich einige Minuten später als alle andere in die Kirche hineinging. Niemand bemerkte es. Außerdem vergingen nur zehn Minuten’. ‚Mindestens zehn Minuten!’ ‚Wir sprechen zum ersten Mal von vielen Jahren miteinander und können uns nur streiten. Verzeihst du mir nie, daß ich ohne Abschied wegfuhr? ‚Hast du etwas anderes erwartet?’ ‚Hättest du mir erlaubt von hier wegzugehen? Nein, antworte bitte nicht! Ich weiß, was du sagen wirst! Du hast mich nie verstanden. Immer war ich und du. Du wolltest den Weinberg von Reinberg haben, also hast du beschlossen mich an ihren Sohn zu bringen. Du warst nicht daran interessiert, welcher Meinung ich bin, was ich denke, empfinde, was ich will. Ich mußte das tun, wie du siehst. Sei also nicht erstaunt, daß ich die Gelegenheit wahrnahm, als ich sie hatte’. ‚Immer hattest du alles, was du dir gewünscht hast und wovon du geträumt hast’. ‚Alles? Ja, finanzielle Sachen. Nie hast du gezeigt, daß du mich liebst. Du hast mir kein Obdach gewährt, du hast mich nicht geküsst. Am wichtigsten waren immer nur deine Interessen. Mach mir keine Vorwürfe, daß ich keine Sorge für die Familie trage, denn du tust das seit vielen Jahren nicht mehr! Es ist gut, daß Eliza geheiratet hat. Ihr Mann scheint anständig und ehrlich zu sein. Sie sind geeignete Personen, um die Erbschaft anzutreten. Also wirst du keine Probleme haben’. ‚Du wolltest nie hier bleiben. Immer hast du dich für die Welt begeistert. Lernen wir jemals deinen Mateusz kennen?’ ‚Ich glaube nicht. Wir haben uns getrennt. Wir bemerkten, daß wir nicht zueinander passen. So ist besser. Wir langweilten uns in unserer Gesellschaft. Mach dir keine Sorgen! Du hast schneller Enkel als du denkst’. Monika und ihr Vater konnten sich nie verstehen. ‚Hier seid ihr. Überall suche ich euch. Monika! Verbringst du ein paar Tage hier?’ ‚Nein, Mutti. Übermorgen fliege ich nach Frankreich. Ich muß eine wichtige Reportage machen’. ‚Konntest du nicht absagen? Wir treffen uns und sprechen so selten miteinander.’ ‚Als ich anrief, legte Vater den Hörer auf. Ich bin nicht schuld, daß wir den Kontakt verloren haben. Auf die Reise nach Frankreich will ich nicht verzichten. Eine solche Gelegenheit hat man nur einmal im Leben. Viele andere Journalisten würden sie gern wahrnehmen’. ‚Du hast die Wesensart des Vaters’. ‚Mutti, ich es meine anders. Was war los mit dem Weinberg von Reinberg?’ ‚Tomasz heiratete, später ging er fort. Der Weinberg brachte nicht mehr den Ertrag. Sie sind in Schulden geraten. Kurz darauf übernahm die Bank den Weinberg und stellte ihn zum Verkauf. Wenn ihn nicht schnell jemand kauft, kommt er herunter’. ‚Und Vati könnte nicht … ?’ ‚Nach deiner Abreise hörte er auf, sich für ihn zu interessieren. Er träumte immer davon, daß er dein Eigentum wird. Und außerdem ist der Preis zu hoch’. Die Eltern hatten geändert im Monikas Zimmer nichts. Derselbe Schreibtisch stand da dieselben Gardinen hingen am Fenster, derselbe Teppich lag auf dem Boden. Monika verbrachte zwei tolle Wochen in Frankreich. Nach ihrer Rückkehr nach Hause erhielt sie die Nachricht, daß ihr Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte. Daraufhin traf sie entsprechende Maßnahmen. ‚Ich habe den Weinberg von Reinberg gekauft. Der Arzt sagte, daß du gesund wirst. Und du sollst dich mit etwas Wichtigem beschäftigen. Ich brauche jemanden, der es mein Eigentum verwaltet. Deshalb möchte ich, daß du den Weinberg verwaltet. Vati, ich bitte dich um Verzeihung für das, was ich damals sagte. Ich hatte unrecht’. ‚Nein. Bitte mich nicht um Verzeihung. Du warst im Recht. Ich dachte immer, daß Geld die Liebe vertreten könnte. Es tut mir leid, Töchterchen. Ich irrte mich sehr. Vielleicht kommst du, wenn du den Weinberg besitzt, wieder hierher jemals zurück’. ‚Ja, ich komme wieder hierher zurück’. Die beiden schauten auf den Weinberg, der jetzt zu ihnen gehörte.